Sonntag, 28. Januar 2018
Bagatelle 310 - Höhere Mathematik
Neulich, beim Durchstöbern einer meiner Büchersammlungen, hielt ich vors erste Mal nach vielen Jahren wieder einmal ein altes Mathematikbuch in der Hand. Gleich kamen mir die alten Geschichten und Begebenheiten ins Gedächtnis. Was war der Fall?

Um 1975 etwa beschloss ich eine Studie der Psychologie anzufangen. Und zwar an der Uni zu Nimwegen. Man erlaubte mir Eintritt, obschon ich keinen Abschluss mit Abitur besaß, sondern schon ein Studium an einer Pädagogischen Hochschule erfolgreich abgeschlossen hatte. Nur die Fakultät der Sozialen Wissenschaften (Psychologie, Soziologie und Pädagogik) kam in Frage.



"Bedenk, bitte, welche Schwierigkeiten dir auf deinem Studienweg begegnen werden!" sagte man mir. Und zwar so oft und so dringend, dass es man es schon für wahr halten musste. "Weißt du, um nur éine Schwierigkeit zu nennen, dass das Fach Statistik als Form der Höheren Mathematik – innerhalb der Psychologie offenbar unentbehrlich - für viele Studenten ein echter Stolperstein bedeutet?" Das sagte auch ein freundlicher Professor während des ersten Hörkolleg dem ich zusammen mit 220 Studenten – Frau und Mann - beiwohnte. "Für Studenten mit einer unzureichender Mathematikvorbildung gibt es allerdings sogenannte Auffrischkurse" sagte er auch noch. "Das ist etwas für mich!" dachte ich.

"Was hast du überhaupt an Mathematik gelernt während deiner früheren Ausbildung?" fragte mich der Student-Assistent der von dem Mathematikprofessor beauftragt war für zwanzig Studenten einen Auffrischkurs zu organisieren. Munter antwortete ich dass ich ungefähr wusste was ꞌZerlegen in Faktorenꞌ heisse und was eine Gleichung sei. Ebenso munter erwiderte der Kursleiter dann: "Herr Terra, ich gebe Ihnen einen guten Rat: bitte, fangen Sie nicht mit diesem Studium an. Denn das wird nix. Ich bedauere das sehr, und ich teile Ihre Enttäuschung, aber so ist es halt eben."

Diesen Nachmittag, unterwegs nach Hause in meiner treuen Ente (ein Citroën 2CV wie Sie wissen,) überlegte ich was zu tun. "Das wäre doch gelacht," hielt ich mir selber vor, "wie viele Studenten gibt es nicht, die diese mathematischen Anforderungen ohne Schwierigkeit erfüllen? Warum sollte ich nicht einer derjenigen sein?" Das sagte ich auch meiner Frau, als ich zu Hause war. Aber das Unbehagen blieb.



Bitte, fragen Sie mich nicht wie ich in diesem ersten Universitätsjahr die statistischen Mathematikprüfungen bestanden habe. Sehen Sie nur auf die Blut- und Schweißflecken auf dem Teppichboden meines Arbeitszimmer. Aber das Schlussexamen Statistik nach einem Jahr Psychologiestudium bestand ich mit der Note: ꞌgenügendꞌ. Der Student-Assistent zugleich Auffrischkursleiter Mathematik war sehr erstaunt. Er gratulierte jedoch von Herzen.

Später habe ich die Angst vor der mathematischen Psychologie verloren. Im Gegenteil, ich bekam Freude daran. Nicht wegen der Zahlenspielerei oder um die Anwendung mathematischer Formel. Sondern wegen der Möglichkeit menschliches Verhalten kreativ zu analysieren. Denn, wie der Mathematikprofessor in seiner ersten Vorlesung in etwa sagte: es geht in der Psychologie um menschliches Verhalten, um Gefühle und Gedanken, nicht um Mathematik.

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Freitag, 19. August 2016
Bagatelle 282 - Schulanfang
Heute, während meiner täglichen Radtourstunde, wurde ich wieder auf die Tatsache aufmerksam gemacht dass die Schulferien allmählich auf ihr Ende zugehen. Man hatte, wie jedes Jahr um diese Zeit, Schilder aufgehängt mit der dringenden Warnung: Schulanfang. Oder: Schule hat begonnen! Den Verkehrsteilnehmern und vor allem den Autofahrern eine Mahnung sehr vorsichtig zu fahren um böses – Unfälle wobei Schulkinder zu Schaden kommen - zu vermeiden.

Wo sind sie geblieben, die frohen Sommertage? Vorbei sind sie geflogen, die Ferien. Kaum vorzustellen dass Kinder und Lehrer – in der Primarstufe meisten Lehrerinnen - schon nächsten Montag wieder die Bank drücken. Wie jedes Jahr kommen traurig stimmende Gedanken auf: wie schnell doch die Zeit vergeht!

In den ersten Jahren meines Berufslebens - lang, lang ist’s her – hatte ich dasselbe après-ferien Gefühl wie die Schulkinder heute. Die zwei Gedanken in meiner Seele stritten sich um Vorrang. Einerseits der Gedanke ꞌwie schade dass die Ferien vorbei sindꞌ und b) ꞌgut dass die Ferien vorbei sind, ich freue mich schon auf den ersten Tag im neuen Schuljahrꞌ. Ich war damals angehender Lehrer, frisch kommend von der pädagogischen Hochschule, an einer sehr kleinen niederländischen Grundschule. Mit sechs Klassen (Lehrjahren) und drei Lehrern. Die liebe Frau Hajenius, Kollegin aus der kombinierten ersten und zweiten Klasse, und der Kollege aus Klasse 5 + 6 bemühten sich um mich einigermaßen vertraut zu machen mit den Schönheiten und Tücken des täglichen Lehrerdaseins in der Klasse. (Sie haben es geraten: man hatte mir die Kombination der 3. und 4. Klasse anvertraut.)

Später, als ich längst den Lehrerberuf für eine wissenschaftliche Laufbahn gewechselt hatte, hat man mich manchmal gefragt ob ich selber die Hitze und Kälte, die Wärme und der Frost, im täglichen Lehrerdasein erfahren habe.
Meine Antwort war immer: ꞌSicher, ein Achtel Jahrhundert war ich Lehrer an einer kleinen Grundschule. Und wenn sie rechnen können, fügte ich hinzu, wissen sie dass es genau 12½ Jahre sind.ꞌ Genug um zu wissen wie schön der Lehrerberuf ist und wie herrlich die wochenlangen Ferienzeiten!




Zugabe: Einmal im Jahr wurden alle Kinder aus meiner Klasse fotografiert. Als Zugabe ein richtiges Klassenfoto. Alle Schüler plus ihr Lehrer, ein gewisser Herr Terra. Sehen Sie selbst.



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Donnerstag, 12. Dezember 2013
Bagatelle 210 - Statistisch ungeeignet
eine vorweihnachtliche Geschichte


Es war einmal ein nicht-mehr-so-junger Student. Kein Bettelstudent oder sonstiger braver, biederer Millöcker-fan, sondern ein urnormaler, unauffälliger, etwas älterer Student. Nach einigen schönen Jahren in der Lehrerschaft besann er - nennen wir ihn schlicht Felix, obwohl er einen völlig anders klingenden Vornamen hat - sich auf seine Zukunft und beschloß darauf in die Universität einzutreten wo ihm das Psychologiestudium lockte. Zum weiteren Verständnis sei noch hinzugefügt, daß der Felix eine liebe Ehefrau und zwei junge Kinder zu Hause wußte. Die Beratung mit der Ehefrau - übers Ob und Wie - dauerte fünf Minuten. "Wenn du das wirklich willst," sagte sie, "tue es." Die beiden Kinder sagten nichts, sie aber zeigten ein leichtes Nicken.

Nun war es so, daß in dem Land wo Felix wohnte, das Psychologiestudium damals sechs volle Jahre dauerte. Zwölf Semester oder achtzehn Trimester, wie Sie wollen. Das heißt allerdings: mindestens sechs Jahre. Wenn alles denn den Wünschen nach verlief. Dennoch fanden sich am ersten Tag in der Aula des Psychologischen Laboratoriums (die Subfakultät der Psychologie hatte ein eigenes, anspruchvolles Gebäude, was man Laboratorium (Labor) nannte, wie in Wundt's Zeiten) runde 220 Studenten um zu erfahren was das Psychologiestudium in etwa auf sich hatte. Worauf müßten die vielen jungen und einige wenige alte Anfänger sich vorbereiten?



Wenn Sie Altstudenten der Psychologie damals gefragt hätten was das schwierigste Fach unter allen vielen Fachbereichen im ersten Studienjahr war, hätte die Antwort gelautet: die erweiterte Mathematik und mehr im besonderen die Statistik.
"Das stimmt," sagte der Professor in seiner Einleitung, "aber den Studenten welche eine ungenügende mathematische Vorausbildung besitzen, offerieren wir einen Extra-Kurs. Um das allgemeine, erforderliche Anfangsniveau zu erreichen."

Weil Felixens mathematisches Niveau, gelinde gesagt, sehr zu wünschen übrig ließ, begab er sich einige Tage später in den Studiensaal wo der Extra-Mathematik-Kurs von Statten gehen sollte. Obwohl er zwanzig Jahre älter aussah war der Kursusleiter ebenfalls ein Student der Psychologie. Er war, so gab er zu, noch immer im fünften Jahr tätig, obschon er schon zehn Jahre auf der Uni herumstudierte.

Dieser Student-Assistent-Professor-Kursusleiter war ein kluger Mann. Er bestimmte mittels eines Testes zuerst das Anfangsniveau aller zwanzig Nachhilfebedürftigen. Dann sprach er mit jedem einzelnen.
Als er das Testergebnis unseres Studenten Felix sah, wurde er bleich bis hinter den Ohren. "Lieber Felix, hast du je irgendeine Mathematikstunde genossen?" Darauf Felixens Antwort, wahrheitsgetreu: "Doch. In der Realschule hatten wir einiges an Mathematik. Aber das meiste hab ich vergessen. Oder verdrängt?" fügte er quasi-psychologisch hinzu.
Dann wurde der Kursusleiter richtig ernst und ehrlich. "Dieser Kurs hier ist nichts für dich. Ich rate dir freundlich aber dringend nachzudenken ob du überhaupt dieses Studium anfangen willst. Denk noch mal gut darüber nach. Statistisch gesehen hast du eine Chance von eins auf hunderttausend daß du die Mathematik- und Statistikprüfungen bestehst. An den formalen Mathematik- und Statistikverbindlichkeiten kannst du nicht vorbei. Die sind für alle Pflicht und keine Wahl. Ich wünsch dir alles Gute."

Einer muß es dir schon beibringen, aber er soll dir nur gesagt werden. So dachte Felix. Zuhause angekommen schloß er die Tür des Studierzimmers hinter sich zu, dachte eine halbe Stunde nach, ließ sich wieder blicken und sprach zu seiner Frau: "Hör mal. Ich fange normal mit dem Psychologiestudium an. Die Vorlesungen im Fachbereich Statistik hör ich mir an und die damit verbundenen praktischen Aufgaben versuche ich so gut wie 's nur geht zu erledigen. Wenn es der Hälfte der Anfänger unter den künftigen Psychologen gelingt die Statistikhürde zu nehmen, wäre es doch gelacht daß ich das nicht schaffen sollte. Ich werde viel Zeit und Mühe aufbringen müssen. Das werde ich. Aber nicht auf biegen und brechen und nicht koste was es wolle."



Hier oben sehen Sie einen Teil einer Seite aus dem Statistik-Lehrbuch. Für das Gedruckte ist der Autor, für das Hinzugeschriebene ist der Felix zuständig. An dieser Stelle war die Hälfte des ersten Jahres vorbei. Die etwas dunkel schimmernden Flecken verweisen auf das Blut, den Schweiß und die Tränen welche mit diesem Lehrstoff verbunden waren.
Unbeschreiblich war dann die Freude beim Abschluß des zweiten Semesters, just vor den Sommerferien, wo der diensthabende Studienleiter bekannt gab, daß der Student mit Namen Felix die Statistikprüfung mit "genügend" abgeschlossen habe.

Es ist wohl war, daß die erste Hürde die schwerste ist. Wenn auch der Felix in den folgenden Jahren mit den statistischen Problemaufgaben zu kämpfen hatte, so schwierig wie im Anfang wurde es nie. "Du hast mich total überrascht," sagte ihm der ehemalige Extra-Kursleiter dem er zufälligerweise im Korridor begegnete. "Es geht mir auch so," erwiderte Felix.

Was nun, liebe Bagatellenleserinnen und -Leser, sagt uns diese Geschichte? Erstens, es geschehen immer noch ungeahnte Geschichten wobei ungedachte Kräfte freikommen. Zweitens, der Felix hat gut Reden, denn es hatte auch völlig daneben gehen können. (Sagte seine Frau auch.) Drittens, traue niemals den Statistiken, sondern baue auf die Wahrheit. Viertens, lieber statistisch ungeeignet als menschlich durchgefallen. Oder?
Das war die Geschichte von Felix. Und wenn er nicht gestorben ist, lebt er heute noch.

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Samstag, 12. Oktober 2013
Bagatelle 203 - Rote-Rübe-Arterien
Seit meiner frühesten Kindheit fotografiere ich. Zuerst mit einer Kodak-Brownie Boxkamera, gekauft von dem Geld das ich als junger Ferienarbeiter mir verdiente. Sie kostete damals f. 28,00. Inzwischen freue ich mich seit kurzem über meine neue SLR-Digitalkamera. Diesmal gekauft von dem Geld das mein freigebiger Schulbuchverlag, für den ich dann und wann einige Arbeit verrichte, mir freundlicherweise überwiesen hat.

Entweder ein Text plus ein Bild, oder umgekehrt. So sieht meistens eine Bagatelle aus. Bild und Geschichte gehören zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Das hofft allerdings ihr aller ergebenen Bagatellenschreiber. Text und Bild alléine haben zwar Bestehensrecht, nur ist auch hier laut Gestalt-Theoretiker das Ganze mehr als die Summe der Teile.

Vor einigen Jahren bekam ich einen Brief von einer mir unbekannten Dame aus Rotterdam. Sie bat mich um die Erlaubnis eines meiner Fotos in einer halbjährig erscheinenden Broschüre aufnehmen zu dürfen. Es war eine Broschüre des Erasmus Medisch Centrum zu Rotterdam, das dortige Universitätskrankenhaus. Das Foto war gedacht als Illustration zu einem Artikel über arterielle Verengungen in den Beinen. Es war díeses Foto:



Sie sehen es richtig: es ist ein simples Rote-Rübenblatt. Die Nerven - mit einiger Fantasie zu verwechseln mit Blutgefäßen - haben einen extra Akzent erhalten weil sie an der einen Seite von der Sonne beschienen und von der anderen von mir fotografiert worden sind. Hier unten sehen Sie wie das Foto in der Erasmus-Broschüre aussieht.



Solch ein Bild gibt Doppelfreude. Zuerst dann wann der Zeigefinger den Auslöseknopf deines Kameras berührt. (Meistens weiß ich dann schon ob das Bild gelungen ist oder nicht.) Das zweite Mal freut man sich wenn man sieht wie der äußerst seriöse Venenartikel in der Erasmus-Broschüre durch dein Bild sozusagen 'erheitert' wird. Und nóch mehr freut man sich wenn später ein Arzt, der bald zu promovieren gedenkt, das Foto für den Umschlag seiner Dissertation benutzt. Selbstverständlich nicht ohne meine Erlaubnis.



Gerade weil ich keine Ahnung habe um was es in dieser ärztlichen Doktorarbeit handelt - mein medizinisches Englisch ist nicht mehr was es mal war - freue ich mich über den gelungenen Umschlag. Was ein so einfaches Rübenblattbild nicht bewirken kann, finden Sie nicht auch?

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Freitag, 24. Mai 2013
Bagatelle 188 - Abschlußprüfung
Hierzulande ist der Wonnemonat Mai ein richtiger Schreckensmonat weil Examenmonat. Viele 16 bis 20jährige Schüler und Studenten aus dem dreigeteilten Sekundarbereich: VMBO (bei Ihnen Hauptschule), HAVO (Realschule) und VWO (Gymnasium) bemühen sich das beste aus sich herauszuholen um die Abschlußprüfungen zu bestehen. Wir leiden mit ihnen und wundern uns über die Schwierigkeitsgrad der Examenfragen und Aufträge. Und wir freuen uns sehr wenn am Ende die Klassenlehrerin, der Mentor oder sogar der Direktor himself die gute Nachricht überbringt: du hast bestanden! Doch, du bist durchgekommen! Herzlichen Glückwunsch! Uns bald weht draußen aus dem Fenster die Nationalflagge neben dem jetzt leeren Schulbuchranzen.

Um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln was so eine Abschlußprüfung beinhaltet, folgt hier nun ein Beispiel. Es ist ein Teil der Prüfung derjenigen Realschüler die sich für das Wahlfach Deutsch entschieden haben. Nachdem sie einen kurzen Text gelesen haben, müßten die Kandidaten eigentlich die zwei folgenden Aufgaben meistern. (Die Aufgabe ist in der Tat authentisch: HAVO-examen Duits 2013)


Als das Liedberger Landgasthaus vor fünf Jahren seinen ersten Sieg bei der Tour de Menu Düsseldorf mit einem Galadinner feierte, trat Franziska Maderecker so (1) auf, dass der anwesende Sternekoch Jean-Claude Bourgueil sie (2) mit "Frau Kollegin" begrüßte.
Die Antwort des Mädchens verblüffte den Meister: "So weit ist es noch nicht. Aber wenn ich meinen Chef heute nicht blamiere, bekomme ich vielleicht einen Ausbildungsvertrag!"
Peter Schmitt, Patron des renommierten Restaurants in Korschenbroich, war vom Talent seiner 15-jährigen Praktikantin schon damals überzeugt.


1) Welche Ergänzungen passen in die Lücken (1) und (2)?
A. auffallend - ironisch
B. bescheiden - mitleidig
C. enttäuschend - abwertend
D. überzeugend - respektvoll

2) In welcher Funktion begann die Franziska Maderecker mit ihrer Arbeit im Liedberger Landgasthaus? Begründe deine Antwort bitte mit einem Zitat aus dem Text.

Nun, was halten Sie von dieser Aufgabe?

Man kann die Sache auch umdrehen. Nehmen wir an: Sie machen die Abschlußprüfung im Fach Niederländisch und ich liefere Ihnen hierbei die folgende Aufgabe: lesen Sie bitte den Text und versuchen Sie die zwei Fragen richtig zu beantworten.

Onlangs vierde Jan Gerritsen, eigenaar/kok van het gerenommeerde restaurant "De Parel" in Sleeswijk, het (1) feit dat hij vijf jaar geleden voor het eerst een Michelin-ster behaalde. Dit jaar zag hij het aantal sterren zowaar verdubbeld.
Zoals wij allen weten is de heer Gerritsen een ingetogen, beleefd en (2) mens die meer waarde hecht aan de kwaliteit van het eten en van de tevredenheid van zijn gasten dan aan de beloning in de vorm van een ster méér.


1. Vervang (1) en (2) door een passend woordenpaar. Kies uit:

A. onverwachte - ongeduldig
B. heuglijke - bescheiden
C. nieuwe - arrogant
D. onbelangrijke - intelligent

2. Hoe oud was de heer Gerritsen toen hij zijn eerste Michelin-ster behaalde?
Beredeneer je antwoord met behulp van de tekst.


Lösung Aufgabe 1. Die Ergänzungen bei B. sind die richtigen.
Lösung Aufgabe 2: Aus dem Text kann man das Alter des Herrn Gerritsen nicht ableiten. (Verzeihung: es war eine Fangfrage.)

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Sonntag, 6. Mai 2012
Bagatelle 158 - Spielangst & Spielfreude
Damals, vor vielen Jahren, verbrachte ich einige meiner Tage an der Fakultät der Sozialwissenschaften, und zwar an der Subfakultät Psychologie und mehr im besonderen im Fachbereich Entwicklungspsychologie. Als Student. Das klingt alles sehr ernst und steif, war es aber nicht. Es gab Tage, da saß ich zwischen Kleinkindern im Grundschulalter und spielte mit ihnen die schönsten Spiele. Zum Beispiel ein Spiel mit einem mit Nägeln bestückten Glückskasten, einigen leeren pappkartonnenen Bechern und ein paar fröhlich getupften Tischtennisbällchen. In den zwei vorhergegangenen Bagatellgeschichten (hier unten nachzulesen) habe ich Ihnen davon erzählt.

Die Frage war - die Psychologie besteht zum übergrößten Teil aus schwer zu beantwortenden Fragen und aus noch viel schwieriger zu verstehenden Antworten - ob Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren überhaupt mit solch einem Gerät - das sie noch nie in ihrem Leben gesehen haben - spielen werden wenn sie dazu in der Gelegenheit sind.
Meine Idee war es mich selber mit dem Kasten inmitten einer Gruppe Kinder zu stellen und zusammen mit ihnen der Frage nachzugehen ob es sich mit solch einem sonderbaren Glaskasten, den Tischtennisbällchen und den Bechern überhaupt spielen läßt. Dazu baute ich mir das uralte Wirtshausglücksspiel nach. Das ganze geschah in einem kleinen Forschungsprojekt wobei Studenten selber ihre Theorien, Thesen und Paradigmen auf ihrer Brauchbarkeit und Relevanz prüfen konnten. Das Thema der Forschung konnten wir, die Studenten, uns selber aussuchen: ich entschied mich für das Thema Spielangst & Spielfreude.

Was glauben Sie: werden Kinder mit solch einem Glückskasten samt allen Utensilien spielen oder werden sie es als Spielzeug verwerfen? Und wenn sie spielen, welche (eigens bedachte) Spielregeln werden sie berücksichtigen? Ich frage nur. Damals und jetzt wieder.

Ich will hier nicht Ihre kostbare Lesezeit verschwenden indem ich über alles genauestens berichte. Über alle Observationen und über alle Ergebnisse. Ich will nur einiges sagen über die Spielängste und Spielfreuden.
Die Theorie will, daß Kinder (Menschen allgemein) in eine meist sanfte Erregung gebracht werden wenn sie alleine oder zusammen mit anderen ein Spiel spielen. "Arousal" nennt man so etwas. Das Spiel (der Spielablauf) verläuft nach Wunsch, und man freut sich am spielen. Jeder von uns kann sich dabei etwas vorstellen. Die Erregung ist sanft und leise, denn 'es ist ja nur ein Spiel'. Und jeder Spieler ist sich davon bewußt. Daher ist verlieren oder gewinnen auch nicht so schlimm. Wenn aber zuviel auf dem Spiel steht, nähert der Erregungsgrad seinen kritischen Punkt. Zum Beispiel wenn der Einsatz (zu) hoch ist. Oder wenn man zu sehr zweifelt über die Karte welche auf den Tisch geworfen werden soll.
Kinder, so lautet die Theorie weiter, entwickeln ein ziemlich hohen Grad an negativer Erregung wenn sie bei einem Spiel vermuten daß es Spielregeln gibt, die aber nicht kennen. Oder sich nicht sicher sind welche Spielregel gelten. Dann werden sie das Spiel aufgeben und sich um etwas anderes, etwas bekanntes vertrautes, bemühen. Einiges wissen wir auch ziemlich sicher: Kinder werden nur zum freien Spiel kommen wenn sie sich sicher und geborgen fühlen. Die Umgebung muß stimmen.

Alles das sahen wir beim Spielen mit dem Glückskasten. Einige Kinder, meist die jüngeren, fühlten sich unheimisch und unsicher weil sie nicht wußten was mit dem Spielzeug anzufangen. Einige andere spielten zwar eine Zeitlang, wußten aber nicht ob sie die richtigen Regeln verwendeten, und hörten schließlich auf. Einige, die ältesten, aber nicht nur die, kamen mit originellen Lösungen und veranstalteten sogar kleine Wettkämpfe.

Was, fragen Sie sich vielleicht, sollen wir mit dieser Spielerei? Welchem Ziel dient diese gespielte Forschung? Gibt es irgendeinen Nutzen?
Die Antwort lautet schlicht: nein. Aber das ist gerade des Pudels Kern. Der homo ludens, der spielende Mensch, braucht keinen Nutzen. Er spürt keine Utilitätszwänge. Die Frage wozu dies alles gut sei, tut nicht zur Sache. Nur die Spielfreude zählt.

Zum Schluß zeige ich Ihnen ein anderes uraltes Spiel. Wetten daß Sie es je gespielt haben? Gefolgt von einem dazu passenden, englischen Spielvers. (Weil so viel Englisch inzwischen in die deutsche Sprache hineingedrungen ist, dürfte das kein Problem sein.)






All day I play at hopscotch,
And hop, and hop, and hop,
And when I go to bed at night,
I dream I never stop,
And all the world and everything
Is one big hopscotch square,
With one tired little girl (or boy),
Hopping here, and hopping there.

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Samstag, 25. Februar 2012
Bagatelle 149 - RAF-verdächtig
Erfahrene Bagatell-Leserinnen und -Leser wissen wahrscheinlich, daß ich in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, in meiner Studentenzeit, jeden Tag von meinem Wohnsitz aus quer durch einen Streifen der Bundesrepublik über Emmerich und Kleve, mit zwischendurch einem Sprung über den Rhein, nach der Universitätsstadt Nimwegen fuhr um dort die ehrenwerte Menschenkenntnisse vermittelnde Psychologie mehr oder weniger wissenschaftlich zu betreiben. Eine kuriose Begebenheit in diesen Jahren, die ich Ihnen jetzt erzählen werde, wird mich bis ans Lebensende begleiten.

Wir reden nicht gerne davon, zu Unrecht natürlich, aber wir schämen uns deren. Über die Tatsache, daß wir uns dann und wann von unseren festen und flüssigen Überflüssigkeiten verabschieden müssen. (Sogar das Schreiben darüber kostet uns Mühe.) Ich meine kurz und gut, daß wir alle schon in Umständen kommen, wo wir die private Toilette mit einem Besuch verehren müssen. Manchmal sind es unverhoffte und unangenehme Umstände.

An einem kühlen Dienstagmorgen in den anfang-siebziger Jahren fuhr ich gerade durch die niederrheinische Kleinstadt Emmerich, als ich plötzlich spürte daß es so weit war: ich mußte auf die Toilette und zwar schnellstens. En just an diesem Augenblick passierte ich den Hauptbahnhof (in sofern man in Emmerich von einem Hauptbahnhof sprechen kann). Weil ich vermutete, daß sich in diesem Bahnhof eine Toilette finden lassen müßte, parkte ich meine Ente (2CV) am Straßenrand und eilte so gut wie es noch ging in den Bahnhof. Dort fand ich tatsächlich eine kleine Reihe öffentlicher Toiletten. Mit halb-offenen (ganz oben und ganz unten) hölzernen Klapptüren die wir alle kennen aus den Cowboysaloons in amerikanischen B-Filmen. Ich wählte die erste beste Tür und, und tief ausatmend, setzte ich mich auf die Toilette. (Wie ekelhaft, diese Ausweitungen, aber sie sind in der Geschichtsbeschreibung unumgänglich.)

Plötzlich war draußen offenbar der Krieg ausgebrochen. Ein Dutzend schwer bewaffnete Polizisten rannte in den Bahnhof hinein. Sie waren nach irgend etwas oder irgend einem auf der Suche: schreiend öffneten sie jede Tür und schauten, wie im Tatort, hinter jede Ecke und Mauer. Einige dieser Polizisten rannten auf die Toilettentüren zu. Alle Saloontürchen klappten auf, wobei die Polizisten sich jedes Mal mit dem Ausruf: 'Wieder nichts!' zur nächsten Tür sputeten. Nur, und völlig unerklärlich, eine Tür ließen sie geschlossen: die meinige. Ich stand inzwischen auf der Toilette und sah durch die Risse in der Holztür wie sich alles vor meinen Augen abspielte.

Auf einmal, plötzlich, waren sie verschwunden. Und es wurde sehr stille im Emmericher Bahnhof. Ich wartete noch zwei Minuten, tat endlich wofür ich gekommen war, und schlich hinaus. Schweißgebadet bestieg ich meine Ente, seufzte noch einmal tief und gründlich, und fuhr westwärts Richtung Rheinbrücke, Kleve und Nimwegen.

Damals, in diesen siebziger Jahren, waren meine Haare schwarz und ziemlich lange. Desgleichen mein Ober- und Unterlippenbart. Auf meinem Führerschein aus dieser Zeit sehen Sie meinen fingierten Namen und mein wahres derzeitiges Äußeres.
Damals, in diesen Siebzigern, standen oftmals deutsche Grenzsoldaten schwer bewaffnet und in kugelsicheren Westen gekleidet an den Grenzübergängen und lauerten auf jeden langhaarigen, schwarzbärtigen Studenten der in einer milchweißen 2CV die Grenze überquerte. Es war die RAF-Zeit. Die Bundesrepublik war in Not. Überall, sogar im Emmericher Hauptbahnhof, vermutete man Leute die sich dieser RAF-Ideologie verbunden fühlten und sich in Bahnhofstoiletten verbargen. Sie konnten nicht wissen, daß dieser Terra noch keine Fliege etwas antut. Bis heute nicht.

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Samstag, 6. August 2011
Bagatelle 118 - Nachtmährzettelchen
Jetzt, wo immer wieder die Namen ansehnlicher Leute auftauchen, Politiker vor allem, die ihren Doktortitel anscheinend zu Unrecht erworben haben, wurde es auch für mich Zeit noch einmal der Frage nachzugehen wie und ob ich selber meinen Doktor gemacht habe. Ging damals alles wohl mit rechten Dingen zu? Fangen wir an beim Anfang.

Heute noch werde ich ab und zu eingeholt von einem Ereignis das seine Wurzeln in meiner Studentenzeit hat, die schon viele Jahre hinter mir liegt. Es ist ein Traum. Allmählich mit Zügen einer Nachtmähre. A nightmare, een nachtmerrie, oder wenn Sie wollen: ein Albtraum.

Sechs Jahre dauerte mein Studium. In diesen Jahren hab' ich unzählige Tentamina, Tests und (Zwischen-)Prüfungen durchstehen müssen. Manchmal ist es gut, daß ich viel dummes Zeug aufbewahre: so habe ich mir alle Tentamenzettelchen aus sechs Studienjahren aufbewahrt. Sie können gerne vorbei kommen und zählen helfen: es sind fast achtzig. Ungelogen. Wenn also ein gewisser Herr Karl Griesgrämer Jr., Untersuchungsrichter bei der Aachener Uni, zu mir kommt und fragt: Wo, mein lieber sogenannter Doktor Terra, wo ist der feste und überzeugende Beweis, daß Sie das Tentamen "Grundlagen der Entwicklungspsychologie" (Zweites Studienjahr) mit Erfolg abgeschlossen haben?, zeige ich ihm ein kleines aber unantastbares Zettelchen mit der Unterschrift aller verantwortlichen Professoren.
Ich kann also beweisen daß ich alle Tentamina, Examen, Tests und Prüfungen mindestens mit 'genügend' (manchmal auch mit 'gut' oder sogar mit 'ausgezeichnet') abgeschlossen habe. So weit, so gut. Weshalb dann dieser Albtraum?



Es gibt zu studierende Fachgebiete, oder Teile daraus, die so schwer sind, daß sie für einen normalen, menschlichen Geist kaum zu fassen sind. Bei solch einem Examen sind schon die Fragen unverständlich, geschweige denn daß man die Antworten parat hat. Bei dem Psychologiestudium waren das zum Beispiel (für mich) Teile der mathematischen Psychologie. Sehen Sie dort die Flecken auf meinem Arbeitszimmerteppich? Das sind die Schweiß- und Blutspuren welche geblieben sind nachdem ich mich vorbereitete auf ein psychologisches Mathematiktentamen.



Nun, nach so langer Zeit, träume ich oft daß ich mein Psychologiestudium wiederhole. Das Tentamen Mathematische Psychologie verschiebe ich immer wieder bis zum letzten Tag. Nimmerleinstag. In meinem Traum glaube ich, daß verschoben in der Tat aufgehoben gleicht. Dieses eine fehlende Zettelchen, man wird es nicht bemerken, so hoffe ich. Die sonstigen Fachgebiete mit all ihren Prüfungen und Examen sind überaus kein Problem. Ich weiß, daß ich mich selber betrüge: es kommt der Tag daß man auf die Tatsache stößt, daß mir ein wichtiges Zettelchen fehlt. Aber vorerst schließe ich die Augen davor.

Dann kommt der Traumtag wo ich - zusammen mit anderen Studenten - mein Studium beenden werde. Die Universtitätsaula ist vorbereitet, Professoren und Lektoren haben sich versammelt, Gäste sind eingeladen und gekommen, alles in festlicher Vorfreude eines großen Ereignisses. Eine halbe Stunde vor der großen Stunde kommt ein Fakultätsmitarbeiter zu mir: lieber Terra, wir vermissen einen deiner Zettel, den der Mathematischen Psychologie.

Die Welt stürzt in sich zusammen. Das Geheimnis ist aufgedeckt worden. Mein Studium wird nie und niemals mit einem Psychologendiplom abgeschlossen werden können.
Badend im Angstschweiß erwache ich. Mein Blick geht zuerst ein an die Wand über meinen Arbeitstisch. Gottseidank, da hängt es noch: mein Doktor-diplom. Mir höchstpersönlich überreicht von dem rector-magnificus meiner Universität.

Merkwürdig, solch eine Nachtmähre. Noch merkwürdiger war es zu erfahren, daß ich nicht der einzige bin dem genau diése Mähre in die Quere kommt. Viele Ex-Studenten leiden darunter. Auch sie vermissen in ihren Träumen ein Zettelchen.

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Donnerstag, 18. November 2010
Bagatelle LXXX - Grenzgeschichten
Von zwei Büchern möchte ich heute berichten. Beide sind so völlig von einander verschieden, daß man es nicht für wahr und möglich hält, daß der eine Autor in zwei Fällen derselbe ist. Denn dás ist beweisbar wahr: die Bücher, beide, sind von zwei Autoren verfaßt worden. Von denen bin ich, ihr untertänigster Bagatellist, der eine. Der andere ist in beiden Fällen ein Kollege und Freund zugleich. Aber nicht derselbe.



Das eine Buch heißt: Primary Prospects – Developments in Primary Education in some European Countries. Wenn zum Beispiel jemand wissen möchte in wiefern das Kerncurriculum der deutschen Primarstufe von dem der norwegischen Grundschulen abweicht, könnte in diesem Buch einiges darüber lesen. (Kein spannender Stoff, zugegeben, aber interessant genug für die wenigen Interessenten.) Mein Co-Autor, Dr. Letschert, und ich haben uns jedenfalls bemüht so zu schreiben, daß nicht einem die Lust zum Lesen schon nach zweiundzwanzig Zeilen vergeht. Von dem Buch ist übrigens eine Übersetzung in Farsi erschienen. Unser Buch ist jetzt auch von rechts nach links und von hinten nach vorne zu lesen. Wenn man ’s kann und ich kann es nicht. Ich kann mein eigenes Buch nicht mehr lesen.



Das zweite Buch enthält Jugenderinnerungen. Geschichten die sich rundum die alte Dorfskirche abspielen in einem Ort das sich dadurch auszeichnet daß die Staatsgrenze zwischen Deutschland und den Niederlanden sich quer durchs Dorf hinzieht. Der Hellweg ist der Länderscheitelpunkt: die Straße ist holländisch, der anliegende Bürgersteig ist deutsch.
Hier ist mein Co-Autor ein Jugendfreund. Er wurde westlich der Kirche geboren, ich süd-östlich. Zusammen (immer in derselben Klasse) wanderten wir durch die Jahre der Grundschule und der Sekundarstufe. Zusammen besuchten wir fünf lange Jahre die Lehrerausbildung. Mein Freund wurde Mathematiklehrer, ich selber Grundschullehrer und später Berater und Forscher in Sachen Unterrichtspsychologie und Curriculumplanung.
Viele Jahre haben wir, mein Freund und ich, uns kaum gesehen. Bis wir eines Tages feststellten, daß wir beide Geschichtenschreiber waren. Geschichten unter anderem über unsere Grenzdorfjugend, kurz nach Kriegsende, wo alle Häuser um der Kirche herum in Trümmer lagen.
Einige dieser Geschichten sind jetzt in Buchform erschienen. Der Titel ist etwas behäbig und wenig originell: Dinxperse Grenspräötjes. Dinxper ist der Name des Ortes, präötjes heißt in etwa Plausch oder Klatschgespräche. Und was Grens bedeutet brauch’ ich ihnen wohl nicht zu erklären. Das Büchlein ist geschrieben worden in der Umgangssprache (Dialekt) unserer Gegend. Nicht gerade ein wissenschaftlich herausragendes Buch. Aber es gefällt anscheinend vielen, und das kann man von einem wissenschaftlichen Schmöker kaum sagen.

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Samstag, 4. September 2010
Bagatelle LXX - Eine 5 in rot
Normative Benotungen regieren den Unterricht in der Schule. Das war früher so und ist – jedenfalls bei uns – immer noch so. Wenn ein Kind in der dritten Klasse eine komplette Serie Rechenaufgaben gut gelöst hat, bekommt es die Note 1. In besonderen Fällen, so habe ich mir erzählen lassen, sogar eine 1A. Immer wird alles an Standarten gemessen. Gemessen und verglichen in wiefern eine Leistung eines Schülers den Erwartungen, Anforderungen und Hoffnungen eines Lehrers , des Schulbuchautors oder des von Bildungsexperten vorgeschriebenen Lehrplanes entspricht. Dann folgt die Benotung: eine Zahl, eine 2 oder eine 4. Wobei, man höre und staune, eine 2 höher eingestuft wird als eine 4.

Das ist aber typisch Deutsch. In jedem mehr oder weniger ordentlichen Bildungssystem werden bessere Leistungen mit höheren Noten und Ziffern bewertet. (Die angelsächsische Buchstabenbenotung schließen wir - zu dumm um darüber Worte zu verlieren - aus.)

Einsehbar und voller Logik ist die Feststellung daß eine 2 mehr vorstellt als eine 1. Nicht aber in Deutschland. Dort ist eine 3 für die Mathematikaufgabe weniger wert als eine 2. Ein kleines Beispiel lehrt aber daß es auch anders geht: beim Eiskunstlaufen bekommen die schlechteren Paare für ihre Kür eine 5,5; die Champions erhalten eine 5,9. Je besser die Leistung, je größer die Zahl. Und das ist nur richtig so.

Bei uns ist das Bildungssystem schlechter und das Benotungssystem besser als bei Ihnen. Eine außerordentlich gute, fast unübertreffbare Leistung wird hierzulande mit einer 9 benotet. Die 10 gibt es wenn fast nichts mehr zu beanstanden ist. Das Summum, der Gipfel also, ist eine 10 plus - wie man so sagt - ein Küsschen der Frau Lehrerin. Die überaus schlechtest denkbare Note ist die 1. Dazwischen gibt es eine Skala von Möglichkeiten. Für eine ungenügend gelöste Aufgabe bekommt man eine 4. Eine nicht sehr gelungene aber ‘genügend’ gemeisterte Aufgabe wird mit einer 6 belohnt. Wenn die Frau Lehrerin zweifelt zwischen ‘reichlich genügend’ und ‘gut’ (eine 7 oder eine 8) kann sie sich sogar für eine 7½ entscheiden.

Die 5 ist ein Zwitterfall. ‘Fast genügend’ steht in der offiziellen Beilage geschrieben. Nicht schlimm ungenügend, aber auch nicht etwas zum prahlen, weil noch immer ungenügend.

In meinen jungen Schuljahren (Grundschule, Realschule, Berufsschule) habe ich dutzende Prüfungen bestanden und zahllose Zeugnisse bekommen. Nur einmal bekam ich eine 5. Und zwar eine 5 in rot: mit roter Tinte ins Zeugnis geschrieben. Damit ich es in meinem ganzen weiteren Leben niemals vergessen werde. Zu tiefst betroffen war ich und den Lehrer, der mir die 5 verpaßt hat, kann ich bis heute nicht leiden, obschon er schon viele Jahre tot ist.
Das Fachgebiet war Kunst; das Fach: Zeichnen. Die Aufgabe war: zeichne eine Möwe in einem völlig runden Kreis. Aber du darfst auf keinen Fall einen Zirkel benutzen.

Später behauptete der Lehrer, daß ich sehr wohl einen Zirkel zur Hand genommen hätte. Ich verneinte vehement, weil es auch nicht so wahr: ich hatte lediglich zwei Stecknadeln und einen Faden benutzt. Der Lehrer blieb bei seiner Fehlentscheidung und gab mir eine 5. Nota bene eine 5!! Eine rote 5! Und das bei einem Fach das ich liebte und wobei ich sonst immer die höchsten Benotungen erhielt!

Ich zeige Ihnen mein Zeugnis aus damaliger Zeit. Als schlichter Beweis. Die rote 5 lacht mir bitter zu. Ob sie sagen will: noch immer gut für eine Bagatelle!



Gedrag en Vlijt = Benehmen und Fleiß, wobei III der höchst mögliche Wert is.
Bitte, beachten Sie auch die sehr schöne Unterschrift vom Vater Terra Sr. Damit hat er das schulische Urteil akzeptiert. Ich selber nie und niemals.

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